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Gedichte für Kinder – Folge 2: Sechs Kindergedichte von Yaak Karsunke

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Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Der Speise-Eisbär

Der Speise-Eisbär misst im Stehn
von Fuß bis Kopf zwei Meter zehn

Seine allerliebste Speise
ist Sahne-Eiscreme eimerweise

Er schleckt & schlürft & schlotzt & schluckt
das ist, wonach das Fell ihm juckt

und dieses Fell ist gelblich-weiß
:das kommt von dem Vanille-Eis
 
 

Auf dem Dorf

Wenn der Hofhund morgens kräht
weil die Gans auf Stelzen geht

Wenn Pferde gackern, Schweine bellen
dann hilft es nicht, sich taub zu stellen

Wenn Hähne grunzen, Hühner schwimmen
da kann doch irgendwas nicht stimmen

Wenn dann noch Mäuse Katzen fangen
ist etwas gründlich schief gegangen.
 
 

Der Schakal

Der Schakal, der Schakal
ist viel kleiner als ein Wal
doch er sieht viel größer aus
als beispielsweise eine Maus.

Dem Schakal, dem Schakal
ist das allerdings egal
denn er liebt die Mittelgröße
& dazu Kartoffelklöße.
 
 

Das Zebra

Eins wird das Zebra nie begreifen:
Wie kommt man übern Zebrastreifen?
Es bleibt am Straßenrande stehn
& ist dort stundenlang zu sehn –
bis sein Anblick jemand rührt
ders dann übern Fahrdamm führt.
 
 

Die Möwen

Seehunde, Seewölfe, Seelöwen
darüber kreisen die Möwen
und werfen alle Robben
glatt in einen Topf
und scheißen ihnen einfach
von oben auf den Kopf
 
 

Der Hund

Es war einmal ein Hund
der wog dreihundert Pfund

er passte in kein‘ Hosenbund
und wo er ging und wo er stund

rief alles wie aus einem Mund:
na – das ist ja ein dicker Hund!
 
 

© Yaak Karsunke, Berlin
 
 

Yaak Karsunke lebt in Berlin. Eigentlich heißt er mit Vornamen Georg, doch seine Mitschüler auf dem Gymnasium nannten ihn Jörg, und wenn sie ihn laut riefen, klang das scharf zusammengezogene Jörg wie Yak. Daraus wurde der Künstlername Yaak. Karsunke ist in den 1960er und 70er Jahren mit seinen politischen Gedichten, später auch Theaterstücken und Hörspielen bekannt geworden, 1990 erhielt er für seinen Kriminalroman „Toter Mann“ den 2. Platz beim Deutschen Krimipreis, 2005 den Erich-Fried-Preis für seine Lyrik. Als Schauspieler hat er in Filmen des berühmten Regisseurs und Autors Rainer Werner Fassbinder, mit dem er befreundet war, mitgespielt. Und er hat auch für Kinder gedichtet – anfangs für seine (damals) kleine Lieblingsschwester Greta, später für seine Kinder und Enkel. Nur die „Mistwetterblätter“ – so Karsunke – sind mehrheitlich nicht für reale Kinder, sondern zu Radierungen des Bildhauers Hans Scheib entstanden. Die drei Mistwetter-Mappen mit Tierversen sind 2011 beim Wolbern-Verlag in Greifswald erschienen.
 

 

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erscheint seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her.«

Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

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Gedichte für Kinder – Folge 3: Vier unveröffentlichte Kindergedichte von Michael Roher

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Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Bon Appetit!

Eine faule graue Taube
schmauste Trauben in der Laube.
Da kam von links die schwarze Katz,
was Unglück bringt,
jedoch die Taube in der Laube
tat das ab als Aberglaube
und blieb sitzen faul am Platz.
Pech für die Taube,
Glück für die Katz!
 
 

Schlecht getroffen

Kam neulich ein Tapir zu mir
und bat um ein Portrait von sich.
So brachte ich mit schnellem Strich
zu Papier das edle Tier.
Nur glich die Zeichnung, ich gesteh‘
nicht dem Tapir, mehr einem Reh.
 
 

Geheimrezept

Der Pizzamann von nebenan,
Fritz Francesco heißt er,
ist – so man Gerüchten glauben kann –
weltbester Pizzabäcker-Meister.
Heute auf dem Speiseplan:
seine Pizza Capriciosa Curiosa extragroß,
mit Schinken, Käse und Tomaten,
Basilikum, Tomatensauce
und den Spezialzutaten,
die da wären: Blattspinat,
Essiggurken, Senf, Frittaten,
Vanillepudding und Salat.
Bei tausend Grad im Ofen braten,
dann Himbeersaft darüber leer’n,
zur Garnierung Ohrenschmalz,
Nasenpopel, Gummibär’n
eine Prise Zaubersalz,
Zehennägel, frischer Lauch,
aber auch ein feiner Hauch
von Majoran und Estragon,
vielleicht vom Lauch noch etwas mehr.
Aus der Küche duftet’s schon,
nur das Restaurant bleibt leer.
Warum, weiß keiner.
 
 

Flug und Zug

Ein Vogel mit zwei Storchbeinen
fuhr bisweilen gerne Zug
und man konnte sogar meinen
er kriege davon nie genug.
Doch eines Tages merkte er,
sowohl im dichten Stadtverkehr,
als auch über lange Strecken,
an Kreuzungen und Häuserecken,
beim Linksabbiegen, Rechtsabbiegen,
viel flexibler als die Bahn
ist es einfach selbst zu fliegen.
 
 

© Michael Roher, Baden (Österreich)
 
 

Michael Roher wurde in Niederösterreich geboren und lebt mit seiner Familie in Baden bei Wien. Seine Leidenschaft gilt dem Zirkus, deshalb arbeitet er viel als Spiel- und Zirkuspädagoge mit Kindern und Jugendlichen. Außerdem dichtet und zeichnet er und bekommt in diesem Monat den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis überreicht. Über seine Arbeit sagt er: »Es macht mir immer wieder Freude, Bilder aus dem Kopf aufs Papier zu bringen und damit Geschichten zu erzählen.« Das tut er auch in seinen Gedichten. Zu den wichtigsten Lyrikbänden von Michael Roher zählen »6, 7, 8. Gute Nacht« (2011) und »Wer stahl den Wal?« (2013), die beide im Wiener Luftschacht Verlag erschienen sind.
 

 

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erscheint seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her.«

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Gedichte für Kinder – Folge 4: Sechs unveröffentlichte Kindergedichte von Manfred Schlüter

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Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Der traurige Regenbogen

Der Regenbogen ist betrübt:
Er ist total verbogen.
Du glaubst nicht, dass es so was gibt?!
Dann hab ich halt gelogen.
 
 

Eins zu null!

Was ist das nur
vor meiner Tür?
Sieht aus wie ein
Alliga … tür?

Moment, die Tür
gleicht einem Tor.
Dann ist’s wohl ein
Alliga … tor!
 
 

Sitz!

Ein Herr mit Namen Schmitz,
der sprach zu seinem Spitz:
„Fritz,
sitz!“

Der Spitz mit Namen Fritz
hielt das für einen Witz
und flitz-
te blitz-
schnell

weg.
 
 

Der Schaumschläger

Herr König wollte eine Krone,
denn dieser König, der war ohne.

Mit Schaum vorm Mund und wildem Blick
pflügt er seitdem die Meere,
damit der Schaum zu seinem Glück
ihm Schaumkronen beschere.
 
 

Der wissbegierige Ochse

Mo, Di, Mi und Do,
Frei und Sa und So …
und immer war der Ochs dort.

Mo, Di, Mi und Do,
Frei und Sa und … oh!
Am Sonntag war der Ochs fort.

Man sagt, er sei in Oxford
und studiere … Boxsport.
 
 

Der seltsame Brief

Eine Rolle Klopapier,
gut vierhundert Blatt,
habe ich von acht bis vier,
und kein andrer hat

Blatt für Blatt für Blatt beschrieben,
bei Mondenschein, bei Sonnenlicht,
mit Worten, Wörtern (mehr als sieben!),
aus denen so viel Liebe spricht.

Doch die Rolle ist verschwunden,
rollte gestern fort.
Hast du sie vielleicht gefunden?
Ist sie vielleicht dort,

dort bei dir? Dann nimmst du sie
und liest Blatt für Blatt für Blatt
all die lieben Worte, die
jemand aufgeschrieben hat.

Diese Worte sind für dich,
sind für dich nur ganz allein.
Und geschrieben habe ich.
Schreib mal wieder – würd mich freu’n!
 
 

© Manfred Schlüter, Hillgroven
 
 

Manfred Schlüter ist Bürgermeister von Hillgroven, einem Dorf an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins. Aber eigentlich ist er Maler, Illustrator und Schriftsteller. Als Maler hat er berühmte Bücher von Michael Ende, Boy Lornsen und vielen anderen illustriert. 1983 wurde ihm der Friedrich-Hebbel-Preis zuerkannt und 2006 der Friedrich-Bödecker-Preis. Zudem erhielt er Auszeichnungen der Stiftung Buchkunst sowie der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur in Volkach. Seine schönsten Gedichte finden sich in dem Band „Reime-Eimer“ aus dem Jahr 2006, der leider nur noch antiquarisch oder beim Autor zu bekommen ist.
www.manfred-schlueter.com
 

 

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erscheint seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her.«

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Gedichte für Kinder – Folge 5: Sechs unveröffentlichte Kindergedichte und ein Audio-Gedicht von Jan Koneffke

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Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Bundesliga (Abstiegszone)

Der FC Siegen weltbekannt
siegt nur daheim im Siegerland

Den FC Sauerdorf verdrießt
dass er nur Eigentore schießt

Das Fußballteam von Deppenhausen
lehrt jede Gegnerelf das Grausen

Der FSV von Hockenheim
blieb vor dem Heimspiel gleich daheim

Platz eins verdient der FC Meißen
nur im Porzellanzerschmeißen

Die Spielerelf von Hohewarte
schied komplett aus mit roter Karte

Die Elf vom FC Hohenloh
floh kurz vorm Spielanpfiff aufs Klo

Der lahme Torwart von Altosten
ist im Tor der dritte Pfosten

Dem Aufsteiger aus Sachsenklee
tun zweiundzwanzig Haxen weh

Der Letztligist der Abstiegszone
spielt nur brachial und oben ohne

 

Herr Igel und der falsche Schein

Dummer Zufall: Tritt Herr Igel
auf nen Damentaschenspiegel

oller Spiegel schwarz und fleckig
Igel selber grau und dreckig

niemand vifer als Herr Igel
nur nicht bei nem Taschenspiegel

nimmt das Ding in Augenschein
und glaubt er sieht ein Stachelschwein

kriegt nen Schreck
und duckt sich weg
und schleunigst igelt er sich ein

wenn er seine Schnauze vorstreckt
und sich vor dem Spiegel aufreckt

macht das Stachelschwein das Gleiche
Igel bleich erstarrt zur Leiche

schleunigst igelt er sich ein
vorm nicht vorhandenen Stachelschwein

tagelang verharrt Herr Igel
reglos vor dem Taschenspiegel

bis der Magen knurrt und kneift
und Igel sich von dannen schleicht

und auch das Schwein schleicht mit Herrn Igel
aus dem Damentaschenspiegel

was soll man sagen zu den zweien
Herrn Mecki und dem Schein von Schwein

entdeckt ein Igel sich im Spiegel
denkt er an Schweine-Igeleien

 

Faultier-Langsam-Sprechgedicht

In den Zweigen baumelt Faultier
langsam streckt es seinen Arm aus
um sich lahm ein Blatt zu greifen
und in seinen Mund zu schieben

Sonnen rollen
Donner grollen

langsam langsam klettert Faultier
von seinem leeren Zweig ins zweite
Stockwerk sachte ohne Eile
wo es sich ein frisches Blatt nimmt

Sonnen drehen
Tage gehen

und vom zweiten in das dritte
um es bummelnd kahl zu mummeln
und vom dritten in das vierte
langsam langsam ohne Eile

Regen stricheln
Monde sicheln

mit den Wochen wird das Faultier
schwer und schwerer fett und fetter
und im Stockwerk Nummer sieben
sind die Zweige schmal und zierlich

Winde blasen
Wolken rasen

und das dicke Faultier baumelt
an dem allerfeinsten Zweiglein
das zusammen mit dem Bummel-
Mummel-Pummel splitternd abbricht

Sonne kraust sich
Urwald graust sich

kracht das Faultier Stock- um Stockwerk
in die Tiefe? Denkste! Langsam
schlaff behaglich ohne Eile
rollt es sich im Flug zur Kugel
landet weich auf Pelz und Zotteln

Urwaldpapageien motzen
Echsen glotzen
Schlangen kotzen

und das Faultier langsam langsam
nur nicht hasten
lieber rasten
schlappt von einem Ohr zum andern
grinsend bis zum Nachbarbaum

und das Lied beginnt von vorne
langsam langsam ohne Eile

 

Missionar in Afrika

Missionar in Afrika
stolperte mit Helm und Haar
vor zwei faule Krokodile
die sich in der Pampe sielten
grimmig Missionar anschielten

sprach das erste Krokodil:
langsam wirds mir echt zu viel
ewig Missionars zerreißen
die sich doof ins Wasser schmeißen
nichts als Gottesmannsskelette
ohne Schinkenschwabbelfette
schmutzen nur als Fliegenschiss mein
nagelneues Drittgebiss ein

sprach das zweite: du hast recht
Missionars bekomm mir schlecht
wenn sie sich in meinem Rachen
schnatternd in die Hosen machen
Amen sagen
Kreuze schlagen
halbverdaut in meinem Magen
immer noch Gebete leiern
muss ich reiern

Krokodile sachten nichts mehr
Krokodile machten nichts mehr
konnte Missionar entlaufen
und sich Haar und Hirn zerraufen
warum er in Afrika
selbst Krokodilen zu fade war

 

Schimpfkanonade

Zum Pupspummel ist das!
Zur nackigen Nullnudel!
Zum kababekleckerten Pavianastloch!
Zur Popelkonserve mit Knopelreserve!
Zum siebenfach pickligen Pingelfritzwerden!
Igittigste Schietschimmelpilzpampenschieterei!
Sabbelsepp!
Babbeldepp!
Rin mit dem Schnutenverschluss in die Schlabberschnuss!
Elefantischer Fliegenschiss!
Rotznasenschleimborste!
Ach du sechshundertzwanzigfach muffige Miesmuschel!
Ach du dreitausendeinhundertsiebenundsiebzigfach sabbernder Stunkstoffel!
Ach du hundert Millionen plus zweihunderttausendichweißnichtwas sulziger Sockenschweiß!
Hol dich der schmalzige Schwabbelschlumpf!
Hol dich der glatzenfetttriefende Sumpfsuckel!
Soll dich der klebrigste Kleisterkoppheister!
Mist verflixter! Jitzt hib ick in Knick in di Zinge!
Ick kinn nix mihr!

 

Trippeltrappeltreppe

Diese Trippeltrappeltreppe
diese Trippeltrappeltreppe
trippeltrappel
trippeltrappel
Tritte Tritte
Schritte Schritte
Hacken Hacken
Absatz Absatz
Sohlen Sohlen
Zehen Zehen
diese Trippeltrappeltreppe
diese Trippeltrappeltreppe
tappen tappen
treten treten
hoppeln hoppeln
hopsen hopsen
stolpern stolpern
poltern poltern
toben toben
stapfen stapfen
schreiten schreiten
springen springen
kriechen kriechen
kriechen kriechen
diese Trippeltrappeltreppe
diese Trippeltrappeltreppe
Tatzen Tatzen
Hufe Hufe
Pfoten Pfoten
SAUGNAPF
SAUGNAPF
diese Trippeltrappeltreppe
diese Trippeltrappeltreppe
scharren scharren
scheuchen scheuchen
schieben schieben
zerren zerren
stoßen stoßen
seufzen seufzen
schimpfen schimpfen
keuchen keuchen
diese Trippeltrappeltreppe
diese Trippeltrappeltreppe
straucheln straucheln
taumeln taumeln
torkeln torkeln
plumpsen plumpsen
fallen fallen
rutschen rutschen
SAUGNAPF
SAUGNAPF
diese Trippeltrappeltreppe
diese Trippeltrappeltreppe
weiter! weiter!
schneller! schneller!
hochhoch! hochhoch!
hoppla! hoppla!
langsam! langsam!
Tempo! Tempo!
flitzen! flitzen!
Atempause Atempause
kriechen kriechen
kriechen kriechen
diese Trippeltrappeltreppe
diese Trippeltrappeltreppe
Stufen Stufen
Stufen Stufen
Stufen Stufen
Stufen Stufen
Stufen Stufen
Stufen Stufen
Trippeltrappeltreppes Absatz
endlich endlich
endlich endlich
Atempause

Trippeltrappeltreppe (Audiogedicht)

Die akustische Fassung des Gedichts Trippeltrappeltreppe wurde vom Autor eingesprochen und von Niklaus Lenherr 2002 für die Ausstellung »Sichten« im Nidwaldner Museum im Salzmagazin produziert (www.niklaus-lenherr.ch)

© Jan Koneffke, Bukarest und Wien

Jan Koneffke ist einer der sprachklang-begeistertsten Lyriker unserer Zeit. Ob in seinen Erwachsenen-Gedichtbänden »Gelbes Dienstrad, wie es hoch durch die Luft schoss« (1989) und »Was rauchte ich Schwaden zum Mond« (2001) oder in dem Kindergedichtband »Trippeltrappeltreppe« (2009) – immer sind seine Texte von Tempo und dem Spiel mit Wortklängen bestimmt. Alles wirkt bei ihm leicht und ungezwungen. Für seine Gedichte erhielt er u. a. den Leonce-und-Lena-Preis und den Friedrich-Hölderlin-Förderpreis. Bekannt ist Jan Koneffke aber auch durch seine Romane, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Er lebt mit seiner Frau in Bukarest und Wien.

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erscheint seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her.«Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

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Gedichte für Kinder – Folge 6: Sechs unveröffentlichte Kindergedichte* und zwei Audio-Gedichte von Alex Dreppec

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Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Schattenmorellen

Erwachsene sprachen
von Schattenmorellen.
Sie wüchsen nur gut an
besonderen Stellen.
Ich fürchtete mich etwas
vor ihnen als Kind.
Bis ich herausfand,
dass es bloß Kirschen sind.
 

Papierschiff und Ente

Ein Schiffchen
aus Papier
schwamm auf dem See
so um halb vier.
Eine Ente
schwamm heran
und sah das Schiffchen
schüchtern an.
»Hast du mich lieb
wenn ich dich schieb?«
fragte leise
sie sodann.
Das Schiff blieb still,
doch sie blieb dran,
nahm sich ein Herz
und schob es an.
 

Tantchens Kakerlaken

In ihrem Versteck
in Tantchens Gebäck
saßen Kakerlakin und Kakerlak
– und sie nahm ihn dabei huckepack.
Mein Tantchen schrie, als sie entdeckte,
dass sich im Gebäck Insekten versteckten:
»Igittigitt! Wehe! Ich brech euch’s Genick.«
Doch kurz vor der Tat schrak sie zurück
vor diesem Kakerlak-Liebesglück.
Sie nahm die Schachtel Gebäck
und trug sie in ein Versteck
in der hintersten Hecke
der Gartenecke.

Und kaum waren die Kakerlaken weg
servierte sie Großvater das Gebäck.
 

Tantchens Kakerlaken (Audiogedicht)


 

Schnürsenkel-Bänkelsang

Herrn Sparschuhs Schnürsenkel-Ärgernis
begann, als ihm einer der Schnürsenkel riss
und er (sein Schreck war nicht gering)
deshalb ganz plötzlich zu Boden ging.
Er musste danach gleich zum Schuhgeschäft laufen
und dort für viel Geld neue Schnürsenkel kaufen.
Dann verließ er eilig das teuere Haus
und dachte: »Na gut, ich seh schick damit aus.«
– bis die Senkel ihn aus dem Gedanken rissen,
sich verhedderten und ihn zu Boden schmissen.
Er versuchte, dafür die Gründe zu finden,
und beschloss, die Senkel nun fester zu binden.
Doch merkte er rasch, dass die Hoffnung wohl trog,
weil er bald schon erneut auf die Nase flog.
Er stand auf und murmelte finstere Schwüre:
»Verblödete, doofe, versenkelte Schnüre!
Kann man die denn nicht so herstellen,
dass die Träger nicht ständig zu Boden schnellen?«
Er humpelte fluchend zurück zum Laden
und sprach zur Verkäuferin: »Sehn Sie den Schaden?«
Sie dachte »Was für ein Schnürsenkel-Pinkel!«
und musterte ihn aus dem Augenwinkel.
»Haben sie denn«, sprach die Dame empört,
»noch nie etwas von Doppelknoten gehört?«
Weil ihm das nochmals Hoffnung gab,
humpelte er so die Straße hinab.
Doch die Hoffnung hat ihn erneut getrogen,
denn er fiel – und zwar diesmal in hohem Bogen.
Er sah nun aus wie ein einziger Fleck
aus Pfützenwasser und Straßendreck.
Trotzdem lief er zurück zum Schnürsenkelladen
und beklagte dort den erneuten Schaden:
Er sprach zu der Dame mit Würde und Stil,
wobei er erneut auf die Nase fiel.
Sie riet ihm, Badelatschen zu kaufen
oder nur noch in Pantoffeln zu laufen,
fragte dann, ob er noch bei Sinnen sei
und rief als er schimpfte die Polizei.
Er stand auf und floh mit hinkendem Schritt.
Zum Glück nahm der randvolle Bus ihn noch mit.
Als sie ihrem Ziel schon näher kamen
setzte er sich neben eine der Damen.
Als er aufstand, wollte auch sie aufstehen,
doch konnten sie nur noch zusammen gehen,
denn beider Schnürsenkel waren verbunden,
hatten unter der Bank zueinander gefunden.
Sie hinkten zusammen, sie freuten sich sehr
und wichen voneinander nicht mehr.
 

Durchsage am Strand

»Verehrte Badegäste!«, hörte man es hallen,
»Was ich zu sagen habe, wird wohl nicht gefallen,
jedoch aus allen Quallenquellen quellen Quallen –
wie schon gestern aus den Quallenquellen Quallen quollen,
und zwar sind dies große Quirle wirklich quälender Quallen,
die Ihnen zwischen den Wellen auf die Pelle schnellen
und manche Stellen potenziell mit bösen Dellen entstellen.
Sie sind nach der Berührung sicher derart verschwollen,
dass Sie blind verquollen in die Korallen knallen
und beim Beachvolleyball aufeinanderprallen,
weshalb Sie sich jetzt besser schnell mal trollen sollen,
wenn Sie Ihr Antlitz nicht gerne so verschwollen wollen!«
 

Durchsage am Strand (Audiogedicht)


 

Speiseplan nach Reimen

Ein Dichter glaubte plötzlich fest,
dass es sich besser dichten lässt,
erstellt man im Geheimen
den Speiseplan nach Reimen.
Ab da aß er noch Feta,
doch nur noch den aus Kreta,
er nahm auch noch gern Speisequark,
doch nur noch den aus Dänemark.
Man sah ihn mal um Quitten bitten
mit den Worten »Nur aus Witten!«,
er akzeptierte die Lidschis
nur noch von den Fidschis,
er bestellte die Endivien
ein paar Mal in Bolivien
und aß nur noch Rhabarber
direkt aus Pearl Harbour.

So weit, so gut – doch in der Mongolei
macht wohl niemand Apfelbrei.
Es war mit den Lachsen
so ’ne Sache in Sachsen
so wie mit den Zwiebelringen
aus Bingen und Sindelfingen,
kein Schwein in Bahrein
und keinen Käs‘ beim Chines‘,
– und in Oberammergau
fing niemand den Kabeljau.

Die Suche hielt ihn sehr auf Trab,
deshalb nahm er auch ziemlich ab
und kam dabei mitnichten
jemals noch zum Dichten.
Er dachte: Ob’s nicht leichter wär
mit schiefen Reimen, halb so schwer?
Erlaubt war‘n jetzt Rosinien
wenn sie aus Argentinien,
und einmal fand er Möhren
direkt von den Azören.

Trotz alledem blieb jedes Mal
der Einkauf eine große Qual:
»Ich hätte gern aus Herne
hundert Gramm Zimtsterne.«
– »Na bitte, schön, ja gerne!
Dann fahr’n Sie mal nach Herne«.
»Haben Sie denn auch Melonen
von den fernen Salomonen?«
– »Ich glaube, dass Ihr Kürbis
tatsächlich schon recht mürb is’.«
Er fühlte sich verloren –
doch hatte er’s geschworen.
Er zog nach Buxtehude
in eine Würstchenbude.
 

© Alex Dreppec
*Einige der Texte existieren bereits als Audio- oder Videomitschnitte.
Weitere Audiogedichte von Alex Dreppex finden Sie unter www.rossipotti.de

Alex Dreppec wurde 1968 in Darmstadt geboren, wo er auch heute noch lebt. Die Literatur wurde ihm förmlich in die Wiege gelegt. Auch sein Vater ist Lyriker und sein Großvater war ein großartiger Märchenerzähler. Deshalb begann Dreppec früh mit dem Schreiben. Er begeistert sich sehr für Poetry Slam und erfand den Science Slam, der sich international immer mehr ausbreitet. Auch seine Kindergedichte sind vom Slam geprägt. Er hat zahlreiche Gedichtbände veröffentlicht, zuletzt das Buch „Glasaugenstern“ (2015) und wurde 2004 mit dem Wilhelm-Busch-Preis ausgezeichnet. Leider gibt es von ihm noch keinen Gedichtband für Kinder.

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erscheint seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her.«Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

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Gedichte für Kinder – Folge 7: 5 unveröffentlichte Kindergedichte von Arne Rautenberg

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Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

die unerträgliche leichtigkeit des schweins

mit der schweinschleuder
hoch hinauf
in den baum geschossen

liegt die fette sau
lässig in den ästen
und trinkt kakao

am tag sammelt sie sommersprossen
doch nachts da schaut sie weit
und weiter

grunzt himmlisch
hin ist
sternendeuter

denkt: wie oben
so unten wie im himmel
so auf erden

was soll nur
aus schweinen
auf bäumen werden?
 

wellenbewegungen

kennst du die vielen kleinen wellen die
wenn sie abziehen bei ebbe
zwischen sandbänken
den sand dellen?

sodass die dellen
im sand aussehen wie
die vielen kleinen wellen
selbst?

schau dir dann mal
deine fußsohlen an (wenn du die zehen knickst)
haben die nicht ebenso viele dellen
wie die sand- und wasserwellen?

ich denke das bedeutet wohl
dass man barfuß seine füße lenken
und bei ebbe zwischen sandbänken
spazieren soll
 

nashorngedicht

auf dem nashorn vorn
sitzt das nashornhorn
auf dem nashornpo
sitzt ein bonobo
 

schneckensterne

wenn es nacht wird denk ich gerne
an die schnecken die als sterne
sich im nachthimmel verstecken

wenn es tag wird dreh ich kreise
sehe schnecken sage leise
wünsch euch heut nacht gute reise
 

wer kaut am coolsten kaugummi?

du denkst
am coolsten kauen
die cowboys kaugummi?

nein
am coolsten kauen
die kamele kaugummi

du denkst
die kamele
sie grasen?

oh nein
die kamele reiben sich nur im sand der oasen
ihre kitzelnden nasen

ja und dann
schauen die kamele dich
richtig cool kaugummikauend an
 

© Arne Rautenberg

Arne Rautenberg lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Kiel. Er ist Künstler und Schriftsteller, vor allem aber schreibt er Gedichte. Er schreibt nicht für Erwachsene oder Kinder, sondern schaut bei seiner täglichen Arbeit, was das geschriebene Gedicht hergibt. Mal ist es dies, mal ist es das. Erst beim Zusammenstellen entscheidet sich, was ins Kinderbuch kommt. Es gibt bisher zwei Gedichtbände für Kinder von ihm: „der wind lässt tausend hütchen fliegen“ (2010) und „montag ist mützenfalschrumtag“ (2014) sowie das Bilderbuch in Reimen „supermann im supermarkt“ mit Bildern von Eva Muggenthaler (2012).

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erscheint seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her.«Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

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Gedichte für Kinder – Folge 8: Fünf unveröffentlichte Kindergedichte von Jutta Richter

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Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Die mutige Maus

Ich bin die kleine Maus.
Ich wohn im Mäusehaus.
Ich komme jeden Abend
zum Krümelfressen raus.

Ich komme um halb zehn.
Dann kann mich keiner sehn.
Die Küche ist ganz dunkel,
wo sonst die Menschen stehn.

Ich laufe auf den Schrank.
Der Weg ist schrecklich lang.
Wenn’s in der Ecke knistert,
dann wird mir angst und bang.

Der Kater ist nicht nett.
Ist groß und schwarz und fett.
Er will mich immer fangen,
als ob er Hunger hätt.

Ich bin der Katzenschreck.
Ich lauf dem Kater weg.
Ich sitze hinterm Ofen,
denn dort ist mein Versteck.

Wenn dann der Kater schläft,
dann komm ich wieder raus
und trag die dicken Krümel
schnell in mein Mäusehaus.
 

Wenn die Hasen

Wenn die Hasen
auf dem Rasen
springen
wenn Libellen
die ganz schnellen
singen
wenn die Tauben
Stöckchen rauben
gurren
und die Katzen
mit den Tatzen
schnurren
wenn am Montag
schon der Sonntag
scheint
wenn Mariechen
hinfällt und nicht
weint
wenn die Leute
nicht nur heute
lachen
wenn die Dichter
neue Reime
machen
wenn die Kinder
wieder auf der Straße
spielen
und mit Bällen
auf die Hauswand
zielen
dann ist klar
und wahr
gewiss
dass in dieser
Woche Frühling
ist
 

Schlaflied

Deine Puppe Marion
liegt im Bett, sie schläft ja schon
und dein Fahrrad vor dem Haus
ruht sich jetzt vom Fahren aus.
Dort im Schuhschrank deine Schuh
sind so müde, so wie du.

Deine Jacke an der Wand
träumt den Traum vom Jackenland
und das Märchenbuch will Ruh
klappt sich ganz von selber zu.
Dort im Schuhschrank deine Schuh
sind so müde, so wie du.

Deine Tasse himmelblau
schläft gleich neben dem Kakao
und dein Teller mit dem Zwerg
träumt von einem Griesbreiberg.
Dort im Schuhschrank deine Schuh
sind so müde … so wie du.

Mach die müden Augen zu
träum von einem Känguru
träume deinen Lieblingstraum
träum von einem Apfelbaum.
Dort im Schuhschrank deine Schuh
träumen ganz genau wie du.
 

Der Traum

Ich träumte einen schlimmen Traum
Ich träumte ganz allein
Ich war in einem fremden Raum
Da wollte ich nicht sein
Ich wollte rufen und blieb stumm
Ich hatte die Stimme verloren
Im Zimmer krochen Spinnen herum
Mit großen Segelohren
Da endlich bin ich aufgewacht
Zu dir ins Bett gekrochen
Du hast im Schlaf mir Platz gemacht
Es hat nach dir gerochen
Ich rücke nah an dich heran
Bin sicher hier und warm
Ich weiß, dass ich jetzt schlafen kann
 

Das Sumpfnilpferd

Ich bin das Sumpfnilpferd vom Nil
Ich ess nicht wenig
Ich ess viel
Ich trinke einen ganzen Fluss
Dann platze ich
Und jetzt ist Schluss
 

© Jutta Richter

Jutta Richter hat bereits mit 16 ihren ersten Roman geschrieben. Heute zählt sie zu den besten und wichtigsten Autoren der deutschsprachigen Kinderliteratur. Ihre Romane wurden in viele Sprachen übersetzt, ihre Gedichte stehen in fast allen Lesebüchern für die Schule. Sie hat den Deutschen Jugendliteraturpreis und den Katholischen Kinderbuchpreis gewonnen. Was Gedichte angeht, so sind zurzeit zwei Bücher von ihr lieferbar: »Am Himmel hängt ein Lachen« (2009) und »Abends will ich schlafen gehen« (2014). Jutta Richter hat viele Jahre auf Schloss Westerwinkel, einem kleinen Wasserschloss im Münsterland, gelebt und wohnt inzwischen in einem alten, sanierten Fachwerkhaus in Herbern zwischen Dortmund und Münster.

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erscheint seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her.«Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

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Gedichte für Kinder – Folge 9: Sieben unveröffentlichte Kindergedichte von Ralf Thenior

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Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Achtundzwanzig Rüsselhündchen

Vierzehn
Vierzehenrüsselhündchen
und vierzehn
Goldrückenrüsselhündchen
feiern das Vierzehnvierzehenrüsselfest nie,
denn die Goldrückenrüsselhündchen
rudeln nur am Abend
und die Vierzehenrüsselhündchen
rudeln ausschließlich in der Früh‘.
 

Drei Schneemänner

Drei Schneemänner standen im Schnee.
Die Sonne tat ihnen weh.
Da sind die Köpfe abgeschmolzen.
Nun stehen sie ohne Kopf, die Stolzen,
und halten ihre Besen hoch.

Das geht grad noch.

Doch wenn die Sonne morgen scheint,
sind drei Kinder traurig
und eins davon weint.

Zum Glück haben die Kinder
Fotos gemacht.
Da haben alle wieder gelacht,
Denn die Schneemänner
sind noch da.
 

Schlechte Woche

Am Montag fiel ich in den Teich.
Doch jemand rettete mich gleich.

Am Dienstag lief ich vor den Bus.
Das gab ‘ne Beule wie ‘ne Nuss.

Am Mittwoch hab ich mich verbrannt.
Da kam die Nachbarin gerannt.

Am Donnerstag hab ich gebrochen.
Das geht jetzt leider schon seit Wochen.

Am Freitag hab ich blau gemacht.
Da hat man mich zur Sau gemacht.

Am Samstag hat die Straßenbahn
Mir einen Finger abgefahren.

Am Sonntag tat ich die Augen zu.
Nun hat die liebe Seele Ruh.
 

Der Marabu

Der Marabu ist tierisch eitel.
Er kämmt sich einen Mittelscheitel.
Zwei Haare links, drei Haare rechts,
das macht er flink, ohne Gekrächz.

Ein Mädchen staunt den Vogel an,
froh, dass sie ihn benennen kann.
Der Vogel steht auf einem Bein,
das kann ein Klapperstorch nur sein.

Dem Marabu fällt Schweigen schwer.
Er schnarrt heraus: Bist du denn blind!
Ich bin ‘ne Sonnenblume, Kind!
Dann schweigt er wieder wie bisher.
 

Katzentraum

Die Katze sieht in ihrem Traum:
Es zappelt was im Apfelbaum.
Da tschilpt und flattert Katzenfutter,
mit Spätzlein spielt die Spatzenmutter.

Schnell macht sie sich auf ihre Pfoten,
sie weiß zwar, es ist ihr verboten,
doch schleicht sie heimlich und verstohlen,
sie will sich so ein Vöglein holen.

Sie schleicht heran und springt vom Fleck,
doch da sind alle Spatzen weg.
Ins Leere geht der Katzenbiss,
zum Trost gibt’s einen Spatzenschiss.
 

Der Tortenbarsch

Im Schaufenster von Bäcker Karsch
schwimmt heute Nacht ein Tortenbarsch
und frisst von allen Törtchen
die Kirschen und Rosinen ab.
Der Bäcker träumt’s voll Wut und denkt:
Hier wird bezahlt und nichts verschenkt.
Der bringt mich noch ins Grab!
 

Flimmerfische

Im tiefen, schwarzen Meer,
da wimmelt es umher,
da schwimmen blinde Wesen,
die sind noch nie im Licht gewesen.

Ziehst du den Taucheranzug an
und tauchst tief in den Ozean,
siehst du in stiller Finsternis
die Leuchtmakrele schweben,
die Blaulichtqualle und daneben
Blitzlichtbarsche, Flimmerschollen,
ja, sogar schwimmende Neonrollen
mit Fühlern, von denen Sternchen springen,
und dort zittert ein elektrischer Besen,
dessen Borsten das Wasser zum Leuchten bringen.
Und all diese flimmernden Tiefseewesen
sind dabei, der Dunkelheit Lieder zu singen.
 

© Ralf Thenior

Ralf Thenior wurde mit seinen Gedichtbänden „Traurige Hurras“ und Sprechmaschine Pechmarie“ in den späten 1970er Jahren einer der prägendsten und erfolgreichsten Lyriker. Immer geht es in seinen Gedichten um genaue Bilder des Alltags. Später schrieb er auch zahlreiche Romane sowie Kinder und Jugendbücher. Thenior, der in Schlesien geboren wurde, studierte und lebte lange in Hamburg und wohnt seit fast dreißig Jahren in Dortmund. Einen Kindergedichtband von ihm gibt es bis heute leider noch nicht.

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erscheint seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her.«Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

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Gedichte für Kinder – Folge 10: Sieben unveröffentlichte Kindergedichte von Erich Jooß

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Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Das neue Grün

Am Bahndamm
sonnen sich die Eidechsen.
Ihre Augen funkeln,
ihre Herzen schlagen.
Es ist Frühling.
Jetzt werden sogar
die Steine warm.
Das neue Grün
wächst über Zäune,
über Mauern.
Im Nest schreien
die Vogelkinder.
Der dicke Kater,
der gern schlafen würde,
hält sich verzweifelt
die Ohren zu.
 

Ein seltsamer Besuch

An Sommertagen wie diesen
träume ich von einem Dromedar
mit sanften Augen. Wenn es neugierig
die Tür aufstößt und den faltigen Hals
in mein Zimmer streckt, sage ich
zu dem Dromedar: »Ach, bitte
knie doch nieder. Ich möchte
verreisen mit dir.«

Es dauert eine Weile, bis ich
auf seinem Rücken throne.
Langsam erhebt sich das Dromedar,
dann schaukelt es davon
und verschwindet durch
die offene Gartentür.

Ich verschwinde mit ihm.
»Goodbye, ihr Nesthocker«,
rufe ich noch, bevor mich
die Hitze der Wüste
schläfrig macht.
 

Gewitter im Sommer

Das schwarze Wolkenkrokodil
verschlingt den Himmel
Stück um Stück.
Seine Augen blitzen
und sein Bauch,
der grollt.

Das schwarze Wolkenkrokodil:
Es schluckt die Sonne,
schluckt das Licht
und frisst und frisst,
bis es platzt.
 

Gedicht über die Stille

Manchmal kann ich
die Stille hören.
Dann hat sich
der Wind
im Apfelbaum versteckt
und die Katze
auf dem Schaukelstuhl
blinzelt schläfrig.
Sogar der Wasserhahn
hinter dem Haus,
der seit Tagen tropft,
ist plötzlich stumm
wie ein Fisch.
Wenn du jetzt mit mir
reden willst,
schaue ich dich an
und schweige.
 

Hier oben

In meinen Träumen
kann ich fliegen.
Wie eine Feder
bläst mich der Wind
über Schneeberge
und Sandwüsten.
Ein Flugzeug
entschuldigt sich,
weil es so laut ist,
und das Schiff
im leuchtenden Meer
hat sein Ziel vergessen.
Hinter dem Horizont
wartet der Mond
auf die Nacht.
Weiße Vögel fliegen
an mir vorbei. »Wir müssen
die Sterne wecken«,
rufen sie eilig.
Hier oben
bringt mich nichts
aus der Ruhe.
 

Gedicht vom Schornsteinfeger, der die Flucht ergriff

Gestern habe ich
einen Schornsteinfeger entdeckt.
Rittlings saß er auf dem Dach
und starrte angestrengt
in den Kamin. »Was siehst du da?«,
rief ich zu ihm hinauf.
»Einen schwarzen Feuerhund
mit grünen Augen«, antwortete er
und lachte. Doch plötzlich
rutschte er auf dem Hosenboden
das Dach hinunter,
plumpste in den Garten
und rannte davon,
so schnell er konnte.
 

Gedicht vom Bahnhof, der Lokomotive
und der schwarzen Katze

Hinter dem Bahnhof,
auf dem Abstellgleis,
steht eine kleine
rostige Lokomotive.
Sie ist noch älter
als der Bahnhof
und beide schlafen
schon seit Jahren. Nur
wenn der Vollmond
scheint, dann pfeift
die Lokomotive einmal
und noch einmal
und der Bahnhof
öffnet verwundert
seine Fenster.
»Was geht hier vor?«,
flüstert die schwarze
Katze, die nach Mäusen
sucht. Während sie
lauernd den Kopf hebt,
sind die Lokomotive
und der Bahnhof
schon wieder
eingeschlafen.
 

© Erich Jooß

Erich Jooß beschäftigt sich mit allen Facetten der Literatur. Er schreibt für Kinder und Erwachsene, er hat Bilderbücher und Märchen-Adaptionen veröffentlicht (zuletzt »Rübezahl«, erschienen beim Verlag Urachhaus, 2015), er schreibt Prosa und Gedichte für Erwachsene – noch vor Weihnachten erscheint sein jüngster Lyrikband »blues in der früh« (Edition Tony Pongratz). Er präsentiert im Blog der Zeitschrift »Das Gedicht« regelmäßig vergessene Dichter. Und er bereitet gerade einen Band mit Vorträgen über Kinderlyrik vor, die Ende Oktober an der Volkacher Akademie für Kinder- und Jugendliteratur gehalten wurden. Zugleich wird dieser Band eine größere Sammlung von neuen Kindergedichten enthalten. Erich Jooß lebt in Höhenkirchen-Siegertsbrunn, südlich von München.

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erscheint seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her.«Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

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Gedichte für Kinder – Folge 11: Sechs unveröffentlichte Kindergedichte von Susan Kreller

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Ansprache eines Kieferorthopäden an einen Vampir

Beim Blick auf Ihre werten Zähne,
verzeihen Sie, dass ich’s erwähne,
da kann ich’s Ihnen nicht verwehren,
Sie orthopädisch zu beehren.

Bedenken Sie, wie Ihr Gebiss ist,
und dass es leider großer Mist ist!
Und wenn ich auch ganz kurz jetzt gähne,
mein Herr, ich bitt Sie: Ihre Zähne!

Zu spitz, zu scharf, zu weiß, und seitlich,
da stimmt die Größe auch nur leidlich.
Oh, nicht doch, nicht doch, keine Bange!
Sie kriegen eine Kunststoffspange.

Der Eckzahn rechts ist’s, der mich stört,
und auch der linke, unerhört!
Ich werde gleich mit Gipsabdrücken
Ihr seltsames Gebiss entzücken.

Was werden Sie denn jetzt so blasse?
Und – haben Sie ’ne Krankenkasse?
Moment, wie? Ich versteh Sie nicht!
Behandlung nur bei Kerzenlicht?

Nun, wie auch immer. Pflegen Sie
die Spangenzähne gründlich. Wie?
Na, putzen Sie besonders mutig
und essen Sie Ihr Steak nie blutig!

Bevor Sie jetzt von dannen ziehn,
bekommen Sie noch den Termin
für – Hilfe!, halt!, was machen Sie?
Zu Hilfe!, auf-
hörn!,
aua,
i —
 

Geräusche, nachts

Wenn ich nachts im Dunkeln liege,
schlaflos meine Daumen biege,
tropft aus unserm Wasserhahn
schönster süßer Sauerrahm.

Wenn ich nachts im Dunkeln wache,
leise schimpfe, weine, lache,
knarret laut im Treppenhaus
eine leicht betrunkne Maus.

Wenn ich nachts im Dunkeln lausche,
Schafe zähle, Schafe tausche,
rumpeln, pumpeln nebenan
Zuckerstangen, meterlang.

Wenn ich nachts im Dunkeln fluche,
wütend meine Träume suche,
klopft an meine Zimmertür
ein Spaghettisoßentier.

Spät im Traume kann ich sehn,
Dinge, die mir morgen blühn:
Soßentier und Sauerrahm,
Zuckerstangen, Maus-Alarm.
 

Klein sein

Groß bist du geworden, Kind.
Neulich noch, da warst du so.
Ach, was bist du groß geworden!
Groß bist du geworden, Kind.

Nein, wie bist du nur gewachsen!
Meine Güte, groß bist du!
Winzig warst du letztes Mal.
Nein, wie bist du nur gewachsen.

Ganz erwachsen siehst du aus.
Gott, wie hast du dich verändert!
Wenn ich noch an damals denke.
Ganz erwachsen siehst du aus.

Ach, wie riesig du jetzt bist.
Hätt dich beinah nicht erkannt.
Kind, du bist so groß geworden.
Ach, wie riesig du jetzt bist!
 

Wie kann man nur Franz-Xaver heißen

Ich will es
mal so
sagen:

Wenn ich schon
deine Turnschuhe sehe
grau und ausgelatscht.
Wenn ich
deine Ausreden höre
morgens nach 8.

Schrecklich,
wie du mit den
Pausenbroten
und den
schlimmen Wörtern
Fußball spielst.

Oh Gott!
Und dann noch
dein Name!
Wie kann
man nur
Franz-Xaver heißen?

Peinlich, wenn man dich
aufruft
und du fragst:
Was?
Welche Primzahl?

Ein Glück, dass du
weit weg –
Wie, was?
Eis essen?
Du und ich?
Ja, klar!
 

Limerick

Ein Fischer aus Frechen bei Köln,
der sagte: Mein Freundchen, Sie sölln
nicht verscheuchen den Hecht,
denn sonst wär ich ja schlecht
der Fischer aus Frechen bei Köln.
 

Unterwasser-Limerick

Ein U-Boot aus Brandenburg-Nord
trug Vögel und Fische an Bord.
als ein Heringsweib floh,
dachte kühn es: Ach so,
das U-Boot aus Brandenburg-Nord.
 

© Susan Kreller

Susan Kreller studierte Germanistik und Anglistik und hat mit einer Arbeit über deutsche Übersetzungen englischsprachiger Kinderlyrik promoviert. Aus dieser Arbeit ist eine umfassende Anthologie mit vielen Gedichten aus dem 20. und 21. Jahrhundert entstanden, die von Henning Ahrens und Claas Kazzer übersetzt wurden. Das Buch erschien 2013 unter dem Titel »Der beste Tag aller Zeiten. Weitgereiste Gedichte«. Es war bereits das zweite Buch von Susan Kreller, das für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurde. Erhalten hat sie den Preis schließlich 2015 für ihren Roman »Schneeriese«. Sie lebt mit ihrer Familie in Bielefeld.

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erscheint seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her.«Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

Gedichte für Kinder – Folge 12: Sechs unveröffentlichte Kindergedichte von Heinz Janisch

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Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Mit einem Buch in der Hand
gehört dir ein ganzes Land

Mit einem Buch in der Hand
gehört dir ein ganzes Land
Ein Land mit Pferden aus Schnee
Ein Land mit einem goldenen See
Ein Land mit hohen Türmen
Ein Land mit Zauberstürmen
Ein Land mit weiten Wiesen
Ein Land mit freundlichen Riesen
Ein Land mit hohen Bergen
Ein Land mit sieben Zwergen
Ein Land mit sprechenden Steinen
Ein Land mit fliegenden Schweinen
Ein Land mit singenden Fischen
Ein Land mit gedeckten Tischen
Ein Land mit unsichtbaren Kleidern
Ein Land mit tapferen Schneidern
Ein Land mit Fürstinnen und Grafen
Ein Land, in dem alle schlafen
Ein Land, ganz aus Buchstaben gemacht
Ein Land, nur für dich erdacht
Mit einem Buch in der Hand
gehört dir ein ganzes Land
 

Der Meerhase

Ich habe heute einen Meerhasen gesehen,
tief unten im Meer.
Er wollte auf einem Bein stehen,
aber im Wasser geht das schwer.
Dann hat er einen Salto gemacht
und mir eine Karotte gebracht.
Plötzlich war er wieder fort.
Das Meer ist ein rätselhafter Ort.
 

Der Löwe in mir

Der Löwe in mir
ist ein schüchternes Tier.
Immer, wenn ich mich etwas trau,
brüllt er mutig: »Miau!«
 

Von Giraffen und Affen

Ein Freund von mir redet mit Giraffen
und mit kleinen frechen Affen.
Na ja, er ist Direktor in einem Zoo.
Da macht man das so.

Ich habe keinen Zoo.
Dafür einen Kater mit eigenem Klo.
 

Am See

Gestern, beim Spazierengehen,
hab ich einen Schwan gesehen.
Er glitt ans Ufer, ganz leise,
und wünschte mir eine gute Reise.
 

Heute

Heute sah ich ein fliegendes Pferd.
Es ist – wirklich wahr, nicht gelogen! –
an meinem Küchenfenster vorbeigeflogen.
Ich blieb ganz still am Fenster stehen
und habe ihm lange nachgesehen.
 

© Heinz Janisch

Heinz Janisch arbeitet beim Österreichischen Rundfunk und macht dort die Hörfunkreihe »Menschenbilder«. Aber vor allem ist er Schriftsteller. Er hat viele Kinder- und Bilderbücher geschrieben, die in mehr als 25 Sprachen übersetzt wurden. Und er schreibt Gedichte. Gerade ist in der Edition Thurnhof sein Erwachsenengedichtband »Das Meer hört nicht auf« erschienen (www.thurnhof.at) und er genießt das große Glück, dass der Wiener Jungbrunnen Verlag drei Kindergedichtbände von ihm veröffentlicht hat, alle drei illustriert von Linda Wolfsgruber: »Ich schenk dir einen Ton aus meinem Saxofon« (1999); »Heute will ich langsam sein« (2005) und »Wo kann ich das Glück suchen« (2015). Heinz Janisch lebt mit seiner Familie in Wien und im Burgenland.

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erscheint seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her.«Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

Gedichte für Kinder – Folge 13: Sieben unveröffentlichte Kindergedichte und zwei Audio-Gedichte von Renate Buddensiek

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Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Hundert Purzelbäume

Mein Herz schlägt
einen Purzelbaum,
sobald ich an dich denke.
Es fliegt zu dir
in meinem Traum,
damit ich es dir schenke.

Spaziert es auch
durch deine Träume,
schlägt’s über
hundert Purzelbäume.
 

Das unachtsame Känguru

Ein unachtsames Känguru
verlor beim Spielen einst sein U.
Das war nicht schlimm, es lachte nur
und nannte sich fortan Kängur.
Da lief ein wilder Hund daher,
der schnappte ihm das U und R.

So wurde Kängur nun zum Käng.
Ein Jäger schoss, es machte peng!
Das Käng sprang ohne N und G
und hieß nun kurz und knapp das Kä.
Ein Taschendieb kam ihm zu nah,
und stahl ihm auch noch Ä und K.

Das arme Tier wurd namenlos
und fühlte sich sehr nackt und bloß.
Zwei Schüler brachten ihm zum Glück
das K, das Ä und N zurück
und bald darauf G, U, R, U.
Wie freute sich das KÄNGURU!
 

Auf nach Kap Horn!

Du bist gerüstet, ich hab den Dorn,
sagte die Rose zum Rittersporn.
Komm, lass uns wandern gehen,
statt hier herumzustehen!

Der Hahnenfuß hat alles gehört
und hat sich, von der Rose betört,
noch in derselben Nacht
gleich auf den Weg gemacht.

Sein Ziel war Kap Horn,
doch Rose und Rittersporn,
die wollten noch warten.
Sie stehen noch heute im Garten.
 

Ausflug der Wale

Mit den Wolken, ungelogen,
kamen Wale angeflogen,
und sie ruderten entschlossen
statt mit Flügeln mit den Flossen.

Weil sie nicht gern einsam waren,
zogen sie in großen Scharen.
Ihre breiten Mäuler fraßen
Vögel, die auf Bäumen saßen.

Als die Wale sich mal kratzten,
kam es, dass die Wolken platzten.
So geschah’s, dass sie beim Spielen
plumps! aus allen Wolken fielen.

Als sie dann ins Wasser tauchten,
wo sie nur zu schwimmen brauchten,
freuten sich die Wale sehr:
schöner war es doch im Meer!
 

Der aufgeblasene Frosch

Es denkt ein Frosch an einem Teich:
hier ist er Herr in seinem Reich.

Die Fische, die davon nichts ahnen,
die nennt er seine Untertanen.

Er bläst sich auf und quakt ganz laut,
im Teich hat keiner zugeschaut.

Die Fische schwimmen stumm vorbei.
Was soll die ganze Quakerei?
 

Verfangene Schlangen

Es hatten sich drei Schlangen
von Kopf bis Schwanz verfangen.
Sie schlängelten,
sie drängelten
sich munter
kopfüber, kopfunter,
übereinander
untereinander,
rechts herum
und links herum.

Sie kringelten,
umzingelten,
umringelten
sich kreuz und quer,
und immer mehr
zu einem festen Knoten.
Diese Idioten!
 

Einhornochs und Schlappohrwurm

Einhornochs und Schlappohrwurm
stiegen auf den Glockenturm.
Plötzlich kam ein Wirbelsturm.
Zitternd sah der Schlappohrwurm:
Einhornochs fiel fast herab.
Schlappohrwurm rief: Das war knapp!
 

Ausflug der Wale

 

Der kleine Clown Confetti

 

© Renate Buddensiek

Renate Buddensiek wurde in Essen geboren und wohnt heute in Ratingen bei Düsseldorf. Sie lebte über acht Jahre in Großbritannien, ist gelernte Übersetzerin und unterrichtete Deutsch für Ausländer. Seit vielen Jahren schreibt und veröffentlicht sie Lyrik und Prosa sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Ihr bislang einziger Gedichtband mit dem Titel »Im Blickwinkel« und ihre gereimten Kinderbücher »Was ist los im A, B, C« und »Das fröhliche Zahlenbuch« sind leider alle vergriffen. Für ihre Kindergedichte sucht sie noch einen Verlag.

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erschien seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her.«

Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

Gedichte für Kinder – Folge 14: Sechs unveröffentlichte Kindergedichte von Jürgen Spohn

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Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Lied von der Melanie

Melaimmer
Melaoft
Melameistens
Melamanchmal
Melaselten
Melanie
 

Regen

Der Himmel
öffnet Schlauch & Faß
und Mensch & Maus & Hund
ist naß

So schmatzt und gurgelt
Erdenschoß
Der Durst ist groß

Neon tanzt
auf dem Asphalt
Mir ist kalt

So mancher Tropfen
tropft vom Kinne
Es rinnet rinnend
in der Rinne
 

Manchmal

An manchen Tagen
geht nichts zusammen:
Da bellt die Maus
Da kräht der Frosch
Da muht das Schwein
Da fiept der Hund
Da quakt der Hahn
Da quiekt das Huhn
Da zirpt die Ziege
Da meckert die Meise
Da gackert die Katze
Da zwitschert die Kuh
 

Kaum

Am Wiesensaum
da steht ein Baum
und regt sich kaum

Läßt manchmal bloß
‘n Appel los
in Mutter Erdes
Erdenschoß
 

Nachtgäste

Es klopft –
»HEREIN«:
Ein rotbestrumpftes
Zackenschwein
Ein Schnabeljau
vom Hinterland
Ein eingemachter
Jodelfant
wollen sich
nicht nehmen lassen
mich im Dunkeln
anzufassen
Ob ich was
dagegen hätt –
mit ins Bett …
 

Glück ist

wenn man unter deinen Hut
einen kleinen Sperling tut

wenn man in der Dunkelheit
statt alleine sehr zu zweit

wenn man jedentäglich satt
eine warme Suppe hat

wenn sich schmiegsam ein Insekt
unter deinem Hemd versteckt

oder durch ein Rapsfeld streifen
einen Zipfel Himmel greifen

wenn am letzten Tag
dich noch immer jemand mag
 

© Barbara Spohn

Jürgen Spohn zählte in den 1980er Jahren zu den ganz großen Kinder- und Nonsenslyrikern und war zudem ein bedeutender Grafiker. Beides, Bild und Gedicht verband er immer wieder in seinen Büchern, für die er viele Preise erhielt. Gemeinsam schuf er mit Ernst Jandl den Band »falamaleikum“ (1983), in dem Jandl für die Texte und Spohn für die Illustrationen sorgte. Seine eigenen Gedichte sind u. a. in den Bänden »Drunter & Drüber« (1980), »Das Schnepfen-Köfferchen« (1987) und »Flausensausen« (1989) erschienen. »Drunter & Drüber« wurde bis heute als einziges Gedichtbuch mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Leider sind Spohns sämtliche Bücher nur noch antiquarisch zu finden und es ist dingend an der Zeit, seine Gedichte für Eltern und Kinder neu zu entdecken und zugänglich zu machen. Jürgen Spohn starb 1992 in Berlin. Die hier zusammengetragenen Gedichte stammen aus dem Nachlass.

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erschien seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her.«

Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

Gedichte für Kinder – Folge 10: Sieben unveröffentlichte Kindergedichte von Erich Jooß

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Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Das neue Grün

Am Bahndamm
sonnen sich die Eidechsen.
Ihre Augen funkeln,
ihre Herzen schlagen.
Es ist Frühling.
Jetzt werden sogar
die Steine warm.
Das neue Grün
wächst über Zäune,
über Mauern.
Im Nest schreien
die Vogelkinder.
Der dicke Kater,
der gern schlafen würde,
hält sich verzweifelt
die Ohren zu.
 

Ein seltsamer Besuch

An Sommertagen wie diesen
träume ich von einem Dromedar
mit sanften Augen. Wenn es neugierig
die Tür aufstößt und den faltigen Hals
in mein Zimmer streckt, sage ich
zu dem Dromedar: »Ach, bitte
knie doch nieder. Ich möchte
verreisen mit dir.«

Es dauert eine Weile, bis ich
auf seinem Rücken throne.
Langsam erhebt sich das Dromedar,
dann schaukelt es davon
und verschwindet durch
die offene Gartentür.

Ich verschwinde mit ihm.
»Goodbye, ihr Nesthocker«,
rufe ich noch, bevor mich
die Hitze der Wüste
schläfrig macht.
 

Gewitter im Sommer

Das schwarze Wolkenkrokodil
verschlingt den Himmel
Stück um Stück.
Seine Augen blitzen
und sein Bauch,
der grollt.

Das schwarze Wolkenkrokodil:
Es schluckt die Sonne,
schluckt das Licht
und frisst und frisst,
bis es platzt.
 

Gedicht über die Stille

Manchmal kann ich
die Stille hören.
Dann hat sich
der Wind
im Apfelbaum versteckt
und die Katze
auf dem Schaukelstuhl
blinzelt schläfrig.
Sogar der Wasserhahn
hinter dem Haus,
der seit Tagen tropft,
ist plötzlich stumm
wie ein Fisch.
Wenn du jetzt mit mir
reden willst,
schaue ich dich an
und schweige.
 

Hier oben

In meinen Träumen
kann ich fliegen.
Wie eine Feder
bläst mich der Wind
über Schneeberge
und Sandwüsten.
Ein Flugzeug
entschuldigt sich,
weil es so laut ist,
und das Schiff
im leuchtenden Meer
hat sein Ziel vergessen.
Hinter dem Horizont
wartet der Mond
auf die Nacht.
Weiße Vögel fliegen
an mir vorbei. »Wir müssen
die Sterne wecken«,
rufen sie eilig.
Hier oben
bringt mich nichts
aus der Ruhe.
 

Gedicht vom Schornsteinfeger, der die Flucht ergriff

Gestern habe ich
einen Schornsteinfeger entdeckt.
Rittlings saß er auf dem Dach
und starrte angestrengt
in den Kamin. »Was siehst du da?«,
rief ich zu ihm hinauf.
»Einen schwarzen Feuerhund
mit grünen Augen«, antwortete er
und lachte. Doch plötzlich
rutschte er auf dem Hosenboden
das Dach hinunter,
plumpste in den Garten
und rannte davon,
so schnell er konnte.
 

Gedicht vom Bahnhof, der Lokomotive
und der schwarzen Katze

Hinter dem Bahnhof,
auf dem Abstellgleis,
steht eine kleine
rostige Lokomotive.
Sie ist noch älter
als der Bahnhof
und beide schlafen
schon seit Jahren. Nur
wenn der Vollmond
scheint, dann pfeift
die Lokomotive einmal
und noch einmal
und der Bahnhof
öffnet verwundert
seine Fenster.
»Was geht hier vor?«,
flüstert die schwarze
Katze, die nach Mäusen
sucht. Während sie
lauernd den Kopf hebt,
sind die Lokomotive
und der Bahnhof
schon wieder
eingeschlafen.
 

© Erich Jooß

Erich Jooß beschäftigt sich mit allen Facetten der Literatur. Er schreibt für Kinder und Erwachsene, er hat Bilderbücher und Märchen-Adaptionen veröffentlicht (zuletzt »Rübezahl«, erschienen beim Verlag Urachhaus, 2015), er schreibt Prosa und Gedichte für Erwachsene – noch vor Weihnachten erscheint sein jüngster Lyrikband »blues in der früh« (Edition Tony Pongratz). Er präsentiert im Blog der Zeitschrift »Das Gedicht« regelmäßig vergessene Dichter. Und er bereitet gerade einen Band mit Vorträgen über Kinderlyrik vor, die Ende Oktober an der Volkacher Akademie für Kinder- und Jugendliteratur gehalten wurden. Zugleich wird dieser Band eine größere Sammlung von neuen Kindergedichten enthalten. Erich Jooß lebt in Höhenkirchen-Siegertsbrunn, südlich von München.

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erscheint seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her.«Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

Gedichte für Kinder – Folge 11: Sechs unveröffentlichte Kindergedichte von Susan Kreller

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Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Ansprache eines Kieferorthopäden an einen Vampir

Beim Blick auf Ihre werten Zähne,
verzeihen Sie, dass ich’s erwähne,
da kann ich’s Ihnen nicht verwehren,
Sie orthopädisch zu beehren.

Bedenken Sie, wie Ihr Gebiss ist,
und dass es leider großer Mist ist!
Und wenn ich auch ganz kurz jetzt gähne,
mein Herr, ich bitt Sie: Ihre Zähne!

Zu spitz, zu scharf, zu weiß, und seitlich,
da stimmt die Größe auch nur leidlich.
Oh, nicht doch, nicht doch, keine Bange!
Sie kriegen eine Kunststoffspange.

Der Eckzahn rechts ist’s, der mich stört,
und auch der linke, unerhört!
Ich werde gleich mit Gipsabdrücken
Ihr seltsames Gebiss entzücken.

Was werden Sie denn jetzt so blasse?
Und – haben Sie ’ne Krankenkasse?
Moment, wie? Ich versteh Sie nicht!
Behandlung nur bei Kerzenlicht?

Nun, wie auch immer. Pflegen Sie
die Spangenzähne gründlich. Wie?
Na, putzen Sie besonders mutig
und essen Sie Ihr Steak nie blutig!

Bevor Sie jetzt von dannen ziehn,
bekommen Sie noch den Termin
für – Hilfe!, halt!, was machen Sie?
Zu Hilfe!, auf-
hörn!,
aua,
i —
 

Geräusche, nachts

Wenn ich nachts im Dunkeln liege,
schlaflos meine Daumen biege,
tropft aus unserm Wasserhahn
schönster süßer Sauerrahm.

Wenn ich nachts im Dunkeln wache,
leise schimpfe, weine, lache,
knarret laut im Treppenhaus
eine leicht betrunkne Maus.

Wenn ich nachts im Dunkeln lausche,
Schafe zähle, Schafe tausche,
rumpeln, pumpeln nebenan
Zuckerstangen, meterlang.

Wenn ich nachts im Dunkeln fluche,
wütend meine Träume suche,
klopft an meine Zimmertür
ein Spaghettisoßentier.

Spät im Traume kann ich sehn,
Dinge, die mir morgen blühn:
Soßentier und Sauerrahm,
Zuckerstangen, Maus-Alarm.
 

Klein sein

Groß bist du geworden, Kind.
Neulich noch, da warst du so.
Ach, was bist du groß geworden!
Groß bist du geworden, Kind.

Nein, wie bist du nur gewachsen!
Meine Güte, groß bist du!
Winzig warst du letztes Mal.
Nein, wie bist du nur gewachsen.

Ganz erwachsen siehst du aus.
Gott, wie hast du dich verändert!
Wenn ich noch an damals denke.
Ganz erwachsen siehst du aus.

Ach, wie riesig du jetzt bist.
Hätt dich beinah nicht erkannt.
Kind, du bist so groß geworden.
Ach, wie riesig du jetzt bist!
 

Wie kann man nur Franz-Xaver heißen

Ich will es
mal so
sagen:

Wenn ich schon
deine Turnschuhe sehe
grau und ausgelatscht.
Wenn ich
deine Ausreden höre
morgens nach 8.

Schrecklich,
wie du mit den
Pausenbroten
und den
schlimmen Wörtern
Fußball spielst.

Oh Gott!
Und dann noch
dein Name!
Wie kann
man nur
Franz-Xaver heißen?

Peinlich, wenn man dich
aufruft
und du fragst:
Was?
Welche Primzahl?

Ein Glück, dass du
weit weg –
Wie, was?
Eis essen?
Du und ich?
Ja, klar!
 

Limerick

Ein Fischer aus Frechen bei Köln,
der sagte: Mein Freundchen, Sie sölln
nicht verscheuchen den Hecht,
denn sonst wär ich ja schlecht
der Fischer aus Frechen bei Köln.
 

Unterwasser-Limerick

Ein U-Boot aus Brandenburg-Nord
trug Vögel und Fische an Bord.
als ein Heringsweib floh,
dachte kühn es: Ach so,
das U-Boot aus Brandenburg-Nord.
 

© Susan Kreller

Susan Kreller studierte Germanistik und Anglistik und hat mit einer Arbeit über deutsche Übersetzungen englischsprachiger Kinderlyrik promoviert. Aus dieser Arbeit ist eine umfassende Anthologie mit vielen Gedichten aus dem 20. und 21. Jahrhundert entstanden, die von Henning Ahrens und Claas Kazzer übersetzt wurden. Das Buch erschien 2013 unter dem Titel »Der beste Tag aller Zeiten. Weitgereiste Gedichte«. Es war bereits das zweite Buch von Susan Kreller, das für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurde. Erhalten hat sie den Preis schließlich 2015 für ihren Roman »Schneeriese«. Sie lebt mit ihrer Familie in Bielefeld.

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erschien seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her.«

Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.


Gedichte für Kinder – Folge 12: Sechs unveröffentlichte Kindergedichte von Heinz Janisch

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Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Mit einem Buch in der Hand
gehört dir ein ganzes Land

Mit einem Buch in der Hand
gehört dir ein ganzes Land
Ein Land mit Pferden aus Schnee
Ein Land mit einem goldenen See
Ein Land mit hohen Türmen
Ein Land mit Zauberstürmen
Ein Land mit weiten Wiesen
Ein Land mit freundlichen Riesen
Ein Land mit hohen Bergen
Ein Land mit sieben Zwergen
Ein Land mit sprechenden Steinen
Ein Land mit fliegenden Schweinen
Ein Land mit singenden Fischen
Ein Land mit gedeckten Tischen
Ein Land mit unsichtbaren Kleidern
Ein Land mit tapferen Schneidern
Ein Land mit Fürstinnen und Grafen
Ein Land, in dem alle schlafen
Ein Land, ganz aus Buchstaben gemacht
Ein Land, nur für dich erdacht
Mit einem Buch in der Hand
gehört dir ein ganzes Land
 

Der Meerhase

Ich habe heute einen Meerhasen gesehen,
tief unten im Meer.
Er wollte auf einem Bein stehen,
aber im Wasser geht das schwer.
Dann hat er einen Salto gemacht
und mir eine Karotte gebracht.
Plötzlich war er wieder fort.
Das Meer ist ein rätselhafter Ort.
 

Der Löwe in mir

Der Löwe in mir
ist ein schüchternes Tier.
Immer, wenn ich mich etwas trau,
brüllt er mutig: »Miau!«
 

Von Giraffen und Affen

Ein Freund von mir redet mit Giraffen
und mit kleinen frechen Affen.
Na ja, er ist Direktor in einem Zoo.
Da macht man das so.

Ich habe keinen Zoo.
Dafür einen Kater mit eigenem Klo.
 

Am See

Gestern, beim Spazierengehen,
hab ich einen Schwan gesehen.
Er glitt ans Ufer, ganz leise,
und wünschte mir eine gute Reise.
 

Heute

Heute sah ich ein fliegendes Pferd.
Es ist – wirklich wahr, nicht gelogen! –
an meinem Küchenfenster vorbeigeflogen.
Ich blieb ganz still am Fenster stehen
und habe ihm lange nachgesehen.
 

© Heinz Janisch

Heinz Janisch arbeitet beim Österreichischen Rundfunk und macht dort die Hörfunkreihe »Menschenbilder«. Aber vor allem ist er Schriftsteller. Er hat viele Kinder- und Bilderbücher geschrieben, die in mehr als 25 Sprachen übersetzt wurden. Und er schreibt Gedichte. Gerade ist in der Edition Thurnhof sein Erwachsenengedichtband »Das Meer hört nicht auf« erschienen (www.thurnhof.at) und er genießt das große Glück, dass der Wiener Jungbrunnen Verlag drei Kindergedichtbände von ihm veröffentlicht hat, alle drei illustriert von Linda Wolfsgruber: »Ich schenk dir einen Ton aus meinem Saxofon« (1999); »Heute will ich langsam sein« (2005) und »Wo kann ich das Glück suchen« (2015). Heinz Janisch lebt mit seiner Familie in Wien und im Burgenland.

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erschien seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her.«

Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

Gedichte für Kinder – Folge 13: Sieben unveröffentlichte Kindergedichte und zwei Audio-Gedichte von Renate Buddensiek

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Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Hundert Purzelbäume

Mein Herz schlägt
einen Purzelbaum,
sobald ich an dich denke.
Es fliegt zu dir
in meinem Traum,
damit ich es dir schenke.

Spaziert es auch
durch deine Träume,
schlägt’s über
hundert Purzelbäume.
 

Das unachtsame Känguru

Ein unachtsames Känguru
verlor beim Spielen einst sein U.
Das war nicht schlimm, es lachte nur
und nannte sich fortan Kängur.
Da lief ein wilder Hund daher,
der schnappte ihm das U und R.

So wurde Kängur nun zum Käng.
Ein Jäger schoss, es machte peng!
Das Käng sprang ohne N und G
und hieß nun kurz und knapp das Kä.
Ein Taschendieb kam ihm zu nah,
und stahl ihm auch noch Ä und K.

Das arme Tier wurd namenlos
und fühlte sich sehr nackt und bloß.
Zwei Schüler brachten ihm zum Glück
das K, das Ä und N zurück
und bald darauf G, U, R, U.
Wie freute sich das KÄNGURU!
 

Auf nach Kap Horn!

Du bist gerüstet, ich hab den Dorn,
sagte die Rose zum Rittersporn.
Komm, lass uns wandern gehen,
statt hier herumzustehen!

Der Hahnenfuß hat alles gehört
und hat sich, von der Rose betört,
noch in derselben Nacht
gleich auf den Weg gemacht.

Sein Ziel war Kap Horn,
doch Rose und Rittersporn,
die wollten noch warten.
Sie stehen noch heute im Garten.
 

Ausflug der Wale

Mit den Wolken, ungelogen,
kamen Wale angeflogen,
und sie ruderten entschlossen
statt mit Flügeln mit den Flossen.

Weil sie nicht gern einsam waren,
zogen sie in großen Scharen.
Ihre breiten Mäuler fraßen
Vögel, die auf Bäumen saßen.

Als die Wale sich mal kratzten,
kam es, dass die Wolken platzten.
So geschah’s, dass sie beim Spielen
plumps! aus allen Wolken fielen.

Als sie dann ins Wasser tauchten,
wo sie nur zu schwimmen brauchten,
freuten sich die Wale sehr:
schöner war es doch im Meer!
 

Der aufgeblasene Frosch

Es denkt ein Frosch an einem Teich:
hier ist er Herr in seinem Reich.

Die Fische, die davon nichts ahnen,
die nennt er seine Untertanen.

Er bläst sich auf und quakt ganz laut,
im Teich hat keiner zugeschaut.

Die Fische schwimmen stumm vorbei.
Was soll die ganze Quakerei?
 

Verfangene Schlangen

Es hatten sich drei Schlangen
von Kopf bis Schwanz verfangen.
Sie schlängelten,
sie drängelten
sich munter
kopfüber, kopfunter,
übereinander
untereinander,
rechts herum
und links herum.

Sie kringelten,
umzingelten,
umringelten
sich kreuz und quer,
und immer mehr
zu einem festen Knoten.
Diese Idioten!
 

Einhornochs und Schlappohrwurm

Einhornochs und Schlappohrwurm
stiegen auf den Glockenturm.
Plötzlich kam ein Wirbelsturm.
Zitternd sah der Schlappohrwurm:
Einhornochs fiel fast herab.
Schlappohrwurm rief: Das war knapp!
 

Ausflug der Wale

 

Der kleine Clown Confetti

 

© Renate Buddensiek

Renate Buddensiek wurde in Essen geboren und wohnt heute in Ratingen bei Düsseldorf. Sie lebte über acht Jahre in Großbritannien, ist gelernte Übersetzerin und unterrichtete Deutsch für Ausländer. Seit vielen Jahren schreibt und veröffentlicht sie Lyrik und Prosa sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Ihr bislang einziger Gedichtband mit dem Titel »Im Blickwinkel« und ihre gereimten Kinderbücher »Was ist los im A, B, C« und »Das fröhliche Zahlenbuch« sind leider alle vergriffen. Für ihre Kindergedichte sucht sie noch einen Verlag.

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erschien seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her.«

Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

Gedichte für Kinder – Folge 15: Acht Kindergedichte von Christian Futscher

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Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Ein trauriges Gedicht

Dort zwischen den fünf Bäumen,
wo die Asche meiner Katze liegt,
will auch ich später begraben werden.
Aber eigentlich
will ich
gar nicht sterben,
weil wenn ich einmal gestorben bin,
geht niemand mehr zur Katze hin,
dort zu den fünf Bäumen,
die in der Nacht von der Katze träumen.
 

Pauli

Er klopft sich auf die Lunge,
spuckt in der Gegend herum,
zeigt seine lange Zunge,
findet jeden dumm.

Er reitet auf dem Kater,
zersägt eine Leiter,
verhaut seinen Vater
und so weiter.

Nur im Schlaf
ist der Pauli brav.
 

Kirschkerne

Mit Kirschkernen
kann man gut spucken.
Ziele ich auf dein Gesicht,
musst du dich schnell ducken.
Oder glaubst du,
ich treffe nicht?
 

Das Dachschwein

»Auf dem Dach
sitzt ein Schwein!«

»Das kann doch
gar nicht sein.«

»So schau doch,
es sitzt wirklich dort!«

»Ich seh aber kein
Schwein.«

»Jetzt ist’s auch
wieder fort.«
 

Sinngedicht

Manches hat Sinn,
manches nicht.
Fertig ist
das Sinngedicht.
 

Bummgedicht

Manches macht Bumm,
manches nicht.
Fertig ist
das Bummgedicht.
 

Husch

Husch, husch,
was floh ins Gebusch?

War es ein Schwein?
War es ein Stier?
War es allein?
Waren es vier?

Ich gehe
zum Gebusch
und sehe:
Es war ein Husch!
 

Doofes Gedicht

»Ich bin so doof«,
sagte der Doofe.
(Fertig ist
die erste Strofe)

»Ich bin auch doof«,
sagte die Doofe.
(Fertig ist
die zweite Strofe)

»Ich bin nicht doof«,
sagte der Doofste.
Da sagten zu ihm
der Doofe und die Doofe:
»Du bist eine Katastrofe!«
(Fertig ist
die dritte Strofe)
 

Klettern in Italien

Vom Himmel der Toscana
hängen lange Spaghettinudeln,
an denen man
in den italienischen Himmel
hinaufklettern kann.
Ab einer gewissen Höhe
muss man allerdings damit rechnen,
von frechen Engeln beworfen zu werden,
und zwar mit Oliven, Kapern,
Tomaten, Parmesan …

Da zeigt sich dann,
ob man gut klettern kann.
 

© Christian Futscher

Christian Futscher war über zwanzig Jahre Pächter eines Stadtheurigen, das ist in Wien eine Weinstube, die auch kleine Gerichte anbietet. Außerdem war er Nachtwächter und singt und spielt Gitarre. Bis jetzt sind von ihm mehrere Romane und der Gedichtband »Marzipan aus Marseille« (Czernin Verlag, 2013) erschienen. Und für Kinder veröffentlichte er 2015 die Erzählung »Ich habe keinen Fogel« (Picus). Mit Gedichten für Kinder begann er, nachdem er Texte von Ringelnatz, F. K. Waechter und Daniil Charms gelesen hatte und es ihn in den Fingern juckte, selber etwas zu scheiben. Ein eigener Band ist in Vorbereitung. Christian Futscher lebt mit seiner Frau und seiner Katze in Wien.

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erschien seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her.«

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Gedichte für Kinder – Folge 16: Sechs Kindergedichte von Anton G. Leitner

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Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Ei für zwei
Eine kleine Schöpfungsgeschichte

Im Ursprung
ein Ei
sprang.

Was schlüpfte aus
dem Ei?
Eine Drei?

Ein verrücktes
Huhn? Zwei
quietschende

Entchen? Am
Ende ich
oder du?

In der Urzeit
gab’s keine Uhr-
zeit, nur Dinos.

Ich hab keinen
Dino, aber Zeit.
Und bade mit

zwei Entchen in der
Wanne. Wir essen
Schokolade. Im warmen

Wasser schmilzt sie
und zwei Entchen
tauchen ab

durch den Kakao.
Komm, trink mit mir
die Wanne leer!

Schluck die Gluck.
Gluck, gluck.
Da sind sie wieder!

Die Entchen
haben ein Ei
gelegt.

Aus dem Ei
springt ein
Entenschnabel

Dino
Saurolophus.
Ei der Daus,

quietschen die Entchen
und wir machen
ei, ei, ei.
 

Bubble Bob

Die Blase bappt
dem Kaugummikauer
Bob den Mund zu.

Er will mir was verraten
von Joe und den Piraten.
Ich kann es kaum erwarten
und platze fast im Garten

vor Neugier.
Hopp, hopp! Aber
Bob brabbelt nur:

Bibblll, blabblll.
Blolll.

 

Ake Uzumbar

Ein Vogel in den Wolken
heißt Ake Uzumbar.
Er zwitschert ohne Sorgen:
Tschirr tschirr, tschirr ratschatscha!

Der Vogel aus den Wolken
kackt Kaka Kaka Kao.
Er trifft Frau Reier-Boldten
auf ihren Zopf. Na bravo!
 

Futter, Neid

Im Grunde
hat ein Krokodil
mit Menschen doch
ein leichtes Spiel:

Kann straflos
diese Gattung beißen,
nach Geschmack
in Stücke reißen

oder einfach und
bequem
den Menschenbraten
übersehn.
 

Glück in den Wolken

Hoch in die Wolken –
schwing – schwung – schwang
sich ein Schwan.

Sah unsere Köpfe
durch die Wolken wie Knöpfe,
dachte sich dort:

Schon bin ich fort!
 

Gutta Gutta

Hot dog dog stop
Stop dog dog stop
Hot hot hot
Dog dog stop
 

© Anton G. Leitner

Anton G. Leitner ist seit 1993 hauptberuflich Lyriker, Herausgeber und Verleger. In seinem Verlag bereitet er gerade die 24. Ausgabe seiner Zeitschrift »Das Gedicht« vor, die jährlich als buchdickes Heft erscheint. Ein Special mit dem Thema »Kinder« (2005) fand internationale Beachtung und wird von der »Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur« (Volkach) empfohlen. Von Leitner selbst sind bislang zehn Lyrikbände erschienen und er hat über 40 Anthologien (überwiegend für dtv und Reclam) herausgegeben, darunter den Poesie-Bestseller für Jugendliche »SMS-Lyrik« (München 2002) sowie die Sammlung »Ein Känguru mit Stöckelschuh« mit Illustrationen von Heidrun Boddin im Verlag St. Michaelsbund (München 2012). Leitner lebt mit seiner Frau in Weßling (Landkreis Starnberg). Weitere Informationen unter www.AntonLeitner.de und www.DasGedicht.de

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erschien seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her.«

Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

Gedichte für Kinder – Folge 17: Sieben unveröffentlichte Kindergedichte von Paul Maar

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Uwe-Michael Gutzschhahn präsentiert jeweils am 10. eines Monats auf DAS GEDICHT blog faszinierende Kindergedicht-Autoren mit ihren vielfältigen Spielarten der Kinderpoesie. Denn das Kindergedicht soll lebendig bleiben – damit aus jungen Gedichtlesern neugierige Erwachsene werden, die sich an die Klänge und Bilder der Poesie erinnern, statt an die Last der didaktischen Lyrikinterpretation.

 

Ein lieber Bauer
(Wie ihn sich ein Stadtkind vorstellt)

Bevor die Sonne früh aufsteht,
der Bauer schon zur Arbeit geht.
Er muss der Kuh die Hörner putzen,
damit die Hörner nicht verschmutzen.
Dem Kaninchen gibt er Rüben,
weil Kaninchen Rüben lieben.
Dann säubert er den Stall vom Schwein,
denn sein Schwein soll sauber sein.
»Putt-putt«, so lockt er nun die Hennen,
die ihm froh entgegen rennen.
Er füttert sie mit Körnerbrei,
sie schenken ihm dafür ein Ei,
vielleicht auch zwei,
vielleicht auch drei.

Wenn spät die Sonne untergeht,
der Bauer noch im Kuhstall steht.
Ein letztes Mal streut er noch Stroh,
darüber ist die Kuh sehr froh.
Dem Hasen gibt er noch sechs Rüben,
bei guter Laune auch mal sieben.
Den Schweinen putzt er noch die Ohren,
denn Schmutz hat darin nichts verloren.
Den Hennen sagt er gute Nacht,
dann ist sein Tagewerk vollbracht.
Für ihn ist jetzt der Tag vorbei,
nun brät er sich ein Spiegelei,
vielleicht auch zwei,
vielleicht auch drei.
 

Und wie es heute ist
(Die Kinder auf dem Land wissen es)

Tausend Hennen in der Halle
sitzen alle dicht an dicht,
eingezwängt im engen Käfig,
sehen nie das Sonnenlicht.

Tausend Hennen in der Halle
scharren nie im warmen Sand,
können nicht die Flügel spreizen,
eng bedrängt vom Käfigrand.

Tausend Hennen in der Halle
leben stets bei Lampenlicht.
Futter kommt aus Automaten.
Einen Bauern sehn sie nicht.
 

Um den heißen Brei

Hundertfünfundzwanzig Dohlen
fliegen heimlich und verstohlen
um den Topf mit heißem Brei.
Hundertvierundzwanzig Dohlen
fliegen heim, um was zu holen,
denn nur eine von den Dohlen
hat den Löffel mit dabei.
 

Wenn

Wenn die wilden Wölfe heulen,
gruseln sich die Waldohreulen.

Wenn die alten Hexen hexen,
freuen sich die jungen Echsen.

Wenn die Bäcker Kuchen backen,
singen laut die Don-Kosaken.

Wenn die Maler Bilder malen,
dann meist in Birkenstock-Sandalen.

Wenn sieben Köche Suppen kochen,
reicht die Suppe für zwei Wochen.

Wenn Läufer um die Wette laufen,
dürfen sie sich nicht besaufen.

Wenn Schläfer tief und friedlich schlafen,
dann liegt‘s oft an den Einschlaf-Schafen.
 

Länderkunde

Ein Mann aus Mogadischu
vermisste einen Ski-Schuh.
Doch weil es dort nie schneite,
war’s keine große Pleite.

Es wohnt ein Mann im Engadin,
den zieht’s zu seiner Freundin hin.
Die lebt in Hohenstaufen.
Da muss er sehr weit laufen!

Selten trinken Monegassen
roten Wein aus Kaffeetassen.
Weil, das weiß dort jedes Kind,
Rotweingläser üblich sind.

Wenn im Mai die Kosovaren
mit Frau und Kind in Ferien fahren,
gestalten sie die Ferienfahrt
stets nach Kosovaren-Art.

Wer nie in Herzogowina
die Heinzelmännchen tanzen sah,
der kann von diesen Wichten
zu Hause nichts berichten.

Ein Bäcker auf den Balearen,
der hatte Mehl in seinen Haaren,
weil er, als sein Baby lachte,
vor Freude einen Kopfstand machte.

Ein Vogel aus der Mongolei,
der legt am Werktag stets ein Ei.
Am Sonntag meistens keines.
Und wenn, dann nur ein kleines.

Ein kleines Kind aus Labrador,
das in der Nacht entsetzlich fror,
hat seine Mutter aufgeweckt,
die hat es dann gut zugedeckt.

Ein Polizist in Kasachstan,
der zog sich kurze Hosen an.
Das fand er bei dem Sommerwetter
erstens kühler, zweitens netter.

Ein Elefant in Swasiland,
der jede Menge Kirschen fand,
verzehrte sie mit Appetit
und aß sogar die Kerne mit.

Ein Ziegenhirt aus Mosambik
fand superschnelle Autos schick.
Doch ging’s ihm leider wie den meisten:
Er konnte sich kein Auto leisten.

Ein kleiner Hund in San Marino
sah Horrorfilme gern im Kino.
Bei allen gruseligen Stellen
begann er fürchterlich zu bellen.

Panama, das ist bekannt,
ist eine Stadt und auch ein Land.
Ist man einmal dort gewesen,
dann kennt man auch die Panamanesen.
 

Affen

Affen findet man im Zoo
und im Urwald sowieso.
Doch man kann sie auch entdecken,
wenn sie im Wort »Giraffen« stecken.
Zwar sucht man Affen nicht im Tee,
doch findet man sie im Kaffee.
Sie sind in Waffeln, sind in Waffen,
in Laffen, Gaffern und in Pfaffen.
Schaffen, raffen, straffen, paffen:
Überall die frechen Affen!
Wie gut, dass man im Lebertran
nur einen Eber finden kann.
 

Wenn – dann

Wenn Fischer unter Küchentischen
stumm nach frischen Fischen fischen,
wenn zentnerschwere Stubenfliegen
auf bequemen Liegen liegen,
wenn Jäger mitten unterm Jagen
unbequeme Fragen fragen,
wenn Schmiede nach dem Abenddämmern
noch mit ihren Hämmern hämmern,
wenn Nonnen über Stiegen steigen
und dabei auf Geigen geigen,
wenn hundertvierzehn Politessen
vorgewärmtes Essen essen,
wenn drei kugelrunde Kröten
nach Herzenslust auf Flöten flöten –
dann folgt bestimmt im nächsten Jahr
auf Januar der Zebruar.
 

© Paul Maar

Paul Maar ist einer der berühmtesten deutschen Kinderbuchautoren. Immer wieder muss er neue Geschichten vom »Sams« erzählen. Diese Figur hat ihn weltweit berühmt gemacht. Auch in den »Sams«-Büchern gibt es Gedichte, aber was alles an wunderbaren sprachspielerischen Gedichteinfällen dieser Autor seit vielen Jahrzehnten zu Papier gebracht hat, das wurde in dem 2007 erschienenen Band »JAguar und NEINguar« sichtbar, der, illustriert von Ute Krause, wie alle seine Bücher bei Oetinger erschienen. Paul Maar wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, so 1996 mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises und 1997 mit der Hans-Christian-Andersen-Medaille. Er lebt seit vielen Jahren in Bamberg.

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn. Foto: Volker Derlath

Uwe-Michael Gutzschhahn, Jg. 1952, lebt in München und hat an der Universität Bochum über den Lyriker Christoph Meckel promoviert. Seit 1978 hat er zahlreiche eigene Gedichtbände veröffentlicht, u. a. »Fahrradklingel« (1979), »Das Leichtsein verlieren« (1982) und »Der Alltag des Fortschritts« (1996). Zwischen 1988 und 1991 gab er die 12-bändige Kinder-Taschenbuchreihe »RTB Gedichte« mit Texten u. a. von Ernst Jandl, Oskar Pastior, Friederike Mayröcker und Sarah Kirsch heraus. 2003 folgte die Anthologie »Ich liebe dich wie Apfelmus«, die er mit Amelie Fried zusammenstellte und die gerade in einer Neuausgabe wiederaufgelegt wurde. Sein erster eigener Kindergedichtband folgte 2012 unter dem Titel »Unsinn lässt grüßen«. Und im Herbst 2015 erschien seine große Nonsenslyrik-Anthologie »Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her.«

Alle bereits erschienenen Folgen von »Gedichte für Kinder« finden Sie hier.

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